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Gnadenhof Gsenget (Auszug)

Gleich zu Anfang Januar wurde es etwas turbulent bei uns – zwar ist es eigentlich schon eine Routine, aber es ist doch insoweit außergewöhnlich, da das nicht jeden Tag vorkommt. Allerdings war es auch wieder mal eine Abwechslung in der täglichen Arbeit, die ja hauptsächlich darin besteht, die Gehege und Ausläufe sauber zu halten und unsere Tiere zu Füttern.
Zu uns kam also der Pferdezahnarzt, der in regelmäßigen Abständen die Gebisse aller 30 Pferde kontrolliert, was besonders bei den alten Tieren unbedingt erforderlich ist. Es ergab sich, dass tatsächlich einige von ihnen behandelt werden mussten. Bei mehreren Pferden hatten sich scharfe Kanten an den Zähnen gebildet, diese mussten abgeschliffen werden. Bei unseren ganz alten Pferden und Ponys war auch der eine oder andere ‘Wackelzahn‘ dabei, der entfernt werden musste, damit sich das Zahnfleisch nicht entzündet. Damit diesen Tieren das Kauen erleichtert wird, bekommen sie nicht das normale Futter, sondern sie erhalten drei bis viermal täglich extra Müsli und eingeweichte Heucobs, damit ihnen das Fressen leichter fällt.
Einige Aufregung gab es dann, als wir feststellen mussten, dass zwei Pferde und ein Esel sich eine Pilzinfektion zugezogen hatten. Woher das kommen konnte, wissen wir beim Besten Willen nicht – aber diese Sache ließ sich mit Insulin behandeln und so dauerte es auch nicht lange, bis sie wieder gesund und munter waren.
Da wir für jedes unserer Pferde und auch für den Esel eigenes Putzzeug, Halfter und Decken haben, konnte eine Ausbreitung der Pilzinfektion verhindert werden.
Auf Anweisung vom Landratsamt haben wir dann – auch noch im Januar – in einer Beschlagnahmungsaktion aus einem Zwinger einige Schäferhund-Welpen herausgeholt. Die armen Tiere waren voller Hundeflöhe und außerdem verwurmt!
Natürlich haben wir den Züchter nahe gelegt, dass es wohl besser wäre, wenn er die Hundezucht aufgibt oder aber dass er zumindest die äußeren Umstände für die Tiere hygienischer und sauberer gestalten müsse. Dieser ‘Züchter‘ schien aber von unseren Bemühungen, die Verhältnisse für die Tiere zu Bessern, nicht viel zu halten und zeigte sich leider vollkommen uneinsichtig!
Wir befürchten jetzt, dass es nicht lange dauern wird und wir wieder – auf Anordnung des Amtsveterinärs – die nächsten Hunde dort abholen müssen. Die Welpen, die wir bei der Aktion dort abgeholt haben, wurden natürlich sofort entwurmt und auch gegen Flöhe behandelt. Es dauerte nicht lange, und die kleinen Kerlchen waren wieder putzmunter und trollten durch unsere Hundestation.
Was uns wirklich Sorgen machte, viele unserer Katzen hatten ein Gyardienbefall, Sorgen deswegen, weil wir viele Freigänger haben, die wir dann einfangen mußten, um sie behandeln zu können. Gyardien (Giardien) sind Einzeller, die sich im Darm der Katzen (und anderen Tieren) ansiedeln und Durchfallerkrankungen hervorrufen können. Das hat nichts mit der Hygiene zu tun, viele Tiere tragen diese Erreger mit sich herum, ohne zu erkranken. Sofern die Krankheit rechtzeitig erkannt wird, ist es nicht schlimm, die Tiere werden 10 Tage lang mit ‘Panacur‘ behandelt (in hartnäckigen Fällen nach 14 Tagen noch einmal). Allerdings mussten wir unsere Freigänger so nach und nach einfangen, was ihnen zum Teil gar nicht gefiel – aber sie sollten ja wieder gesund werden!
Etwas Probleme bereitete uns auch NICO, ein etwas schwieriges deutsches Reitpony. Nico ist nur 1,35 m groß und wir konnten ihn daher nicht einreiten. Aber auch das Problem wurde gelöst. Nico kam zu einer Westerntrainerin in die Ausbildung, die Trainerin ist eine kleine zierliche Person und Nico hatte es gut bei ihr.
So ging der Januar dahin und der Februar kam mit viel Schnee und es stürmte. Das machte die Arbeit nicht gerade leichter und es kam noch das Schneeschippen dazu.
Für eines unserer Ponys mussten wir noch mal den Tierzahnarzt kommen lassen – bei ihm war es sehr schwierig ihn zu sedieren (Sedierung – dämmerähnlicher Schlaf, Betäubung vor Behandlung), er hat leider nach den zehn Jahren, die wir ihn schon haben, immer noch kein richtiges Vertrauen in die Menschen. (Was muss das arme Tier früher Alles erlitten haben?!) Zum Glück haben wir einen supertollen Tierarzt mit viel Geduld und Erfahrung!
Probleme hatten wir auch mit Lilly, unserem ‘Ekzem-Pony‘. Lilly bekam eine Eigenblutbehandlung (das ist eine Art Blutwäsche) auf die sie sehr gut ansprach. Trotz der Behandlung musste sie aber, wie bisher, alle zwei Tage gewaschen werden und das tägliche Einölen und mit Fliegenschutz einsprühen musste natürlich trotzdem auch gemacht werden.
Im Sommer wurde der Schweinestall – wie in jedem Jahr – neu mit Kalk gestrichen. Leider mussten wir uns von zwei unserer Schweine verabschieden. Beide waren schon sehr alt und jetzt konnten sie nicht mehr aufstehen. Da das Einschläfern bei Schweine nicht Problemlos ist, entschlossen wir uns, sie vom Jäger erschießen zu lassen. Das war für uns natürlich nicht schön, das mit ansehen zu müssen, aber für die Beiden Schweine war es das Beste – so mußten sie nicht Leiden.
Und dann bekamen wir noch einen Neuzugang bei den Hunden. Nur weil die Hündin aus irgendeinem Grund nicht für die Zucht geeignet war, wollte der Besitzer sie loswerden. Er stand eines Tages mit ihr auf der Außenkoppel und stellte uns gewissermaßen vor die Wahl – entweder wir nähmen sie oder er würde sie töten lassen. Natürlich haben wir sie genommen!
Bei einer Beschlagnahmung im Herbst hatten wir sechs Heidschnucken und drei Schafe übernommen. Diese brachten wir jetzt mit unserem Transporter in ein anderes Tierheim von uns, von dort aus konnten sie besser vermittelt werden.
Wieder einmal deckten wir einen Missstand auf – diesmal handelte es sich um eine Muliherde, die ohne Stall oder Unterstand auf einer Koppel stand. Die Tiere waren total verwildert und ihnen fehlte jeglicher Bezug zum Menschen. Mit sehr viel Geduld konnten wir zwei der Tiere aus der Gruppe herausholen und endlich auf unseren Transporter verladen. Schwierig war es insofern, da die Tiere ja keinen Kontakt mit Menschen mehr gewohnt waren und sich nicht einfangen lassen wollten. Inzwischen konnten wir die beiden Tiere aber vermitteln und ihre jetzige Besitzerin konnte mit viel Liebe und ebenso viel Geduld die beiden Mulis an sich gewöhnen und ihnen geht es jetzt richtig gut.
Ganz traurig waren wir, weil unser Araber-Mix Charlie eingeschläfert werden musste. Er hatte beim Auslauf von einem der anderen Pferde einen Schlag gegen einen Lauf erhalten, wodurch eine Vene geplatzt war und außerdem war ein Griffelbein (hintere Knochen hinter dem Röhrbein – oberhalb der Hufe) gebrochen, weshalb das Bein operiert werden musste. Die OP verlief gut, aber als er aus der Narkose erwachte und aufstehen wollte, brach das Bein ganz. Charlie hatte sich unglücklicherweise auch noch eine Fadenfraktur am Röhrbein zugezogen, die auf dem Röntgenbild nicht ersichtlich gewesen war. Hier gab es leider keine andere Wahl mehr außer der Einschläferung.
Besonders aufpassen müssen wir bei der Fütterung einer Pony-Gruppe, diese Tiere leiden an Hufrehe (die Hufrehe ist eine gefährliche und schmerzhafte Erkrankung der Hufe, die durch verschiedene Auslöser hervorgerufen werden kann.).
Wie in jedem Jahr, machten wir auch in diesem Sommer unser Heu selbst. Beim Heuen setzen wir unseren Traktor ein, vor Allem, seit wir jetzt mehr Heu einfahren können. Unser alter Traktor war im Laufe der Jahre immer Störanfälliger geworden, so dass er durch einen Neuen ersetzt werden sollte. Da wir den Traktor auch im Winter für verschiedene Arbeiten einsetzen, haben wir uns für einen Allrad-Traktor entschieden, der seinen ersten Einsatz dann bei der Heuernte hatte.
Seit einigen Jahren ist die Blauzungenerkrankung vermehrt auf dem Vormarsch. Das ist eine Viruserkrankung, die durch Stechmücken (Culicoides spp.) hervorgerufen wird. Es ist eine gefährliche Krankheit für Wiederkäuer, wie Rinder und Schafe, aber auch Ziegen können davon betroffen werden. Um zu verhindern, dass unsere Schafe und Ziegen eventuell angesteckt werden könnten, haben wir alle Tiere impfen lassen.
Eine lustige Geschichte erlebten wir mit einem Küken, das wir ‘Batman‘ tauften. Es ist ja allgemein bekannt, dass Vogelküken das, was sie zuerst zu sehen bekommen, als Mama ansehen – was sich ja der Kuckuck zu Nutze macht. Nun – bei uns war es kein Kuckucksei, sondern ein ganz normales Hühnerei, aber ‘Batman‘ hatte Schwierigkeiten beim Schlüpfen und wir mussten ihm dabei helfen.
Endeffekt, er wollte von seiner Hühnermama nichts wissen – wir waren jetzt seine Mama. Batman wurde unser ‘Haushuhn‘, das sich auf unseren Schultern am Wohlsten fühlte.
Im Laufe des Jahres kamen viele kranke Katzen zu uns, eine davon hatte ein Zungengeschwür – sie musste leider eingeschläfert werden, aber die Anderen haben wir alle durchgebracht. Einige von ihnen hatten allerdings einen chronischen Schnupfen, aber wir hoffen, dass wir auch dieses Problem im Laufe einer längeren Behandlung in den Griff bekommen werden.
Es stand auch noch der Bau einer Gerätehalle ins Haus. Da wir diese in Eigenarbeit errichten wollten, mussten Alle nach der Arbeit (mit den Tieren) mit anpacken – aber auch das gelang uns und wir waren Alle stolz auf unseren Erfolg.
Zwei total verwahrloste Stiere wurden von uns gerettet – wer weiß, was aus ihnen geworden wäre. Mittlerweile sind sie Ochsen, rund und gesund und erfreuen sich ihres Daseins.
Natürlich mussten zwischendurch auch all die Arbeiten, die in einem landwirtschaftlichen Betrieb so anfallen erledigt werden. Nach der Heuernte mussten die Wiesen noch mal nachgemäht werden, einige Koppeln wurden umgebaut und weitere Koppeln wurden neu errichtet. Im Herbst wurde dann der Mist auf den Wiesen ausgebracht und viele kleinere Arbeiten, was halt Alles so auf einem Gnadenhof mit Landwirtschaft anfällt.
Weitere Neuzugänge, wie z.B. zwei Katzen, die einem Alkoholiker abgenommen wurden und drei Chinchillas kamen zu unserem Bestand dazu.
Auch weitere Erkrankungen mussten behandelt werden – ein Hase litt an einer Mittelohrentzündung – zehn Ziegen wurde vorsorglich Blut abgenommen, um eine Brucellose (bakterielle Infektion, die sich Seuchenartig verbreiten kann) auszuschließen.
Schließlich hatten wir bei einem Pferd eine Sehnenscheidenentzündung festgestellt, die behandelt werden musste und ein weiteres Pferd musste mit Hilfe des Frontladers wieder auf die Beine gestellt werden, es hatte sich festgelegen.
All diese Vorkommnisse und die Neuzugänge hielten uns im Laufe des Jahres auf Trab – Langeweile kam nie auf – und so sollte es ja auch sein.

Die beschlagnahmten Tiere konnten immer nach den Urteilen der Gerichte auf gute Plätze vermittelt werden...

Thema Tiervermittlung

Ein großes Thema im vergangenen Jahr war auch die Art und Weise unserer Tiervermittlung. Was bedeutet das und was steckt dahinter?

Wir vermitteln unsere Tiere nur in ein gutes Zuhause. Wenn es sein muss, sagen wir zu einem Interessenten auch mal Nein. Ich möchte an dieser Stelle einmal darlegen, was für unsere Vereine  dabei wichtig ist und wie die Vermittlung abläuft.

Landet ein Tier im Tierheim, so bedeutet das für das Tier immer Stress und es leidet oft unter Verlustängsten. Unsere Mitarbeiter geben sich alle Mühe, aber selbst das beste Tierheim kann das Zuhause nicht ersetzen. Damit das Tier und seine neuen Besitzer gut zusammenpassen und es nicht wieder ins Tierheim zurück geschickt wird, sind unsere Tierheime bestrebt, für die Tiere ein gutes Zuhause zu finden, wobei die Betonung auf „gutes“ liegt. Wir vermitteln unsere Tiere nur an den passenden Menschen. Das kann manchmal etwas schwieriger sein, aber es ist uns wichtig. Wir haben uns nicht umsonst mit den Tieren während ihres Aufenthaltes so viel Mühe gegeben.

Wir fragen genau nach!

Der Vermittlung voraus geht ein intensives Gespräch mit dem neuen Tierhalter. Die Leute müssen einen Fragebogen ausfüllen. Wir fragen ganz genau nach, wie und wo das Tier leben soll, wie lange es am Tag allein gelassen wird, wie die Wohnverhältnisse sind, wie viele Personen im Haushalt leben und wie die Einkommensverhältnisse aussehen. An diesem Punkt ist wichtig, dass die Leute sich bewusst machen, dass die Haltung eines Tiers ein Luxus ist, den man sich auch leisten können muss. Ein mittelgroßer Hund frisst am Tag Futter für rund zwei Euro. Das macht im Jahr schon 730 Euro. Dazu kommen dann noch Leckerchen, Leine, Halsband usw. Also locker 1.000 Euro im Jahr – nur für Futter und Zubehör. Da ist der Hund noch nicht mal krank gewesen, und es wurde auch keine Impfung usw. gemacht. Allein eine Impfung kostet rund 80 Euro. Da kommt im Laufe eines Hundelebens ganz schön viel zusammen. Bei Katzen ist es etwas weniger, aber auch die kosten mehrere tausend Euro im Jahr.

Streitpunkt Schutzgebühr

Da verwundert es, wenn es bei der Vermittlung Diskussionen um die Schutzgebühr gibt. Je nach Tierart können das schon einmal 100 bis 200 Euro sein. Der Grund für diese Gebühr ist, dass die Tiere alle kastriert, geimpft, ge - chipt und somit grundversorgt sind. Diese Kosten möchten wir bei der Vermittlung wenigstens zu einem Teil erstattet haben. Diese Schutzgebühr stellt nur einen Bruchteil der Summe dar, die das Tier im Laufe seines Lebens noch kosten wird. Wenn die Schutzgebühr also zu Beginn schon ein Problem ist, was wird dann erst später, wenn das Tier mal krank wird, eine Impfung fällig ist oder später aus Altersgründen regelmäßig Medikamente braucht?

Vor der Vermittlung machen wir einen Kontrollbesuch bei den potentiellen neuen Tierhaltern. Wir wollen uns durch persönlichen Augenschein davon überzeugen, dass das, was uns die Leute erzählt haben, auch stimmt. Nach der Vermittlung kommen wir dann noch einmal um zu sehen, wie sich das Tier eingelebt hat und ob all das, was man uns versichert hat, auch wirklich zutrifft.

Neugierige Tierheime?

Diese Nachkontrollen und die Schutzgebühr sind die häufigsten Streitpunkte mit den Interessenten für ein Tier. Viele Menschen können nicht verstehen, warum wir so neugierig sind und warum wir auf der Kostenerstattung bestehen. Meistens bekommen wir zu hören: „ihr müsst doch froh sein, wenn ihr die Tiere los werdet“. Und genau das ist der Punkt. Wir wollen unsere Tiere nicht loswerden, sondern in gute Hände vermitteln. Das ist etwas ganz anderes. Es geht uns nicht darum, möglichst schnell möglichst viele Tiere unter die Leute zu bringen, sondern es ist wichtig, für das jeweilige Tier die richtigen Menschen zu finden. Und das erfordert nun einmal ein genaues Betrachten der Situation, der Menschen, des Umfelds, der Lebensumstände usw. Ich will an einem Beispiel verdeutlichen, was ich meine:

Wir haben im Herbst des letzten Jahres in einem unserer Tierheime einen Labrador-Welpen in ein neues Zuhause vermittelt. Die Umstände schienen perfekt zu sein: Familie mit zwei Kindern, die Mutter nicht berufstätig, der Vater arbeitet als Selbständiger zu Hause im Büro, eigenes Haus mit großem Grundstück. Also immer jemand zu Hause, der Hund ist nie allein, Platz ist auch genug da und finanziell schien auch alles im grünen Bereich zu sein.

Erschütternde Nachkontrolle: Stromhalsband

Bei der Nachkontrolle etwa zwei Monate nach der Vermittlung war noch alles ok. Da der Hund in der Nähe unseres Tierheimes lebte, hatten wir ihn auch danach ab und zu gesehen. Anfang diesen Jahres gab es jedoch Probleme. Die Hündin wurde mehrfach streunend aufgegriffen. Bei einem erneuten Kontrollbesuch in der Familie trug die Hündin ein Teletak-Halsband (Elektroreizgerät). In Deutschland ist es verboten, Tiere mit Stromschlägen zu quälen und wir untersagen die Benutzung explizit in unseren Verträgen.  Als Grund für das Halsband wurde uns angegeben, dass die Hündin am Streunen gehindert werden soll. Der Mann gab an, er habe einfach nicht die Zeit, sich mit der Hündin zu beschäftigen und sie zu erziehen. Seine Frau sei mit den Kindern voll ausgelastet und hätte auch keine Zeit. Der Zaun um das Grundstück war für die Hündin kein Hindernis, viel zu niedrig, und einen höheren Zaun darf man in der Wohngegend nicht bauen. Die Hündin machte sich immer dann auf die Socken, wenn ihr langweilig war.

Hund wieder weggeholt

Langweilig war ihr oft, weil sich kein Mensch um sie kümmerte und sie allein im Garten vor sich hin lebte. Wir haben lange mit den Leuten gesprochen, erst im Guten, später über Anwälte, und letztendlich haben wir den Hund dort weggeholt. Das war nicht der richtige Platz für diesen Hund. Ohne die Nachkontrollen hätten wir nicht bemerkt, dass der anscheinend so tolle Platz doch eher eine Lachnummer war und der junge Hund dort in falschen Händen ist.

Ich habe in meiner nun doch schon über 20-jährigen Tierschutzarbeit eine Erfahrung gemacht: Immer dann, wenn man über Schutzgebühren oder Genehmigung zur Nachkontrolle diskutieren musste, stellte sich später heraus, dass der Platz eben nicht so gut war. Und in allen diesen Fällen kamen die Tiere über kurz oder lang wieder zu uns zurück. Heute lehnen wir die Vermittlung ab, wenn der Interessent sich nicht an unsere Vorgaben halten will oder nicht bereit ist, die Schutzgebühren zu entrichten. Wir müssen unsere Hunde nicht einfach loswerden, wir wollen, dass sie es besser haben und da sagen wir im Interesse der Tiere auch mal Nein.

Überhaupt, wie läuft so ein Tag im Tierheim ab? Was passiert da eigentlich? Ich denke, die meisten Mitglieder können sich nicht vorstellen, was an einem ganz normalen Arbeitstag so alles in einem Tierheim los ist. Deshalb hier eine Schilderung eines Tierheimtages.

Für Hunde ist das Leben im Tierheim in der Regel alles andere als spannend. Für die meisten Hunde ist Tierheimalltag zuerst massiv Stress, später nur noch Langeweile. Das versuchen wir in unseren Tierheimen zu verhindern. Wir, die Zweibeiner tun einiges, um unseren vierbeinigen Schützlingen den Tag so angenehmen wie möglich zu gestalten. So fängt der Tag schon spannend an denn alle Hunde warten, dass es raus in die Freiläufe geht. Nicht nur, weil die Tiere da ihr „Geschäft“  verrichten müssen – es ist einfach sehr aufregend, weil die Tierpfleger für die Hunde leckere Sachen in den Freiläufen versteckt haben. Dabei wird es nie langweilig, weil sich unsere Tierpfleger  immer neue Verstecke ausdenken. Mal sind die Leckereien in oder auf den Hundehütten versteckt, ein anderes Mal im Gras oder unter einer Decke.

Wenn dann die Zimmer im Haus sauber gemacht und fertig sind, dürfen die Hunde  wieder rein. Die meisten rennen immer sehr schnell wieder ins Zimmer, es gibt dort nämlich Frühstück. Und nicht dass sie denken, na ja wegen so ein bisschen Trockenfutter oder Dosenfutter beeilen sich die Hunde so. Nein, es gibt viele Leckereien: Hühnchen mit Reis, Nudeln oder Kartoffeln,  Hundewurst, Knochen mit viel Fleisch oder gekochtes Rindfleisch.

Nach dem guten Frühstück wird erst mal ausgeruht. Und nicht nur auf einer Decke, die Tierraume sind sehr gemütlich eingerichtet. Die meisten Zimmer haben eine Couch, einen Sessel oder ähnliches stehen, worauf man es sich so richtig bequem machen kann. Und wer lieber in einem Körbchen schläft, der findet darin immer eine saubere und kuschelige Decke.

Am Nachmittag geht es dann wieder raus in die Freiläufe. Jetzt haben unsere Tierpfleger etwas mehr Zeit. Die Hunde warten alle ganz gespannt, dass jemand kommt und eine Leine dabei hat, denn jetzt ist Gassi geh - Zeit.

An anderen Tagen in der Woche, dürfen die Hunde auf unsere große Wiese. Dort gibt es immer Spielzeug. Ab und zu sind es auch Bürsteneinheiten, die die Hunde mehr oder weniger gerne  über sich  lassen.  Hinterher gibt es ein Leckerchen, wenn schön stillgehalten wird.

Gehirnjogging für Hunde gibt es im Tierheim auch. Wir haben dafür ein Holzspielzeug mit Aussparungen, in die ganz leckere Sachen versteckt werden. Erfunden hat das eine Frau Nina Ottosson und ich kann es nur weiterempfehlen, denn Hunde müssen sich nicht nur bewegen, sie brauchen auch geistige Anstrengung. Es gibt Studien die besagen, dass Nasenarbeit Hunde viel mehr fordert als z.B. lange Spaziergänge. Es ist sehr wichtig, dass die Hunde im Tierheim ausgelastet sind, sie sind dann ruhiger und ausgeglichener und es bereitet die Hunde auch darauf vor, wieder in einem Familienverband zu leben. Schließlich ist es wichtig, dass alle Spiele mit einem Erfolgserlebnis enden, das hilft beim Stressabbau.

Am Abend geht es wieder ins Haus. Oft gibt es für unsere Hunde  einen Kong zum Abendbrot.  Das ist so ein schwarzes Ding mit Loch und drin sind leckere Sachen. Es gehört schon einiges an Übung dazu, alles aus dem Kong heraus zu bekommen und es dauert seine Zeit bis auch das letzte Stückchen alles heraus geschleckt ist.

Und dann gibt es noch die Überraschungspakete und nicht nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Die Pakete gibt es immer am Abend.  Also, die meisten Hunde staunen, wenn sie das  erste Mal ins Zimmer kommen und da steht so ein Pappkarton. Aber neugierig sich Hunde ja.  Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als wäre da nur Knüllpapier drin, irgendwie riecht es lecker. Wer jedes Papierstückchen einzeln aus dem Karton holt und untersucht, der findet beim Auspacken das eine oder andere Leckerchen. Sie glauben gar nicht, wie schnell da der Abend für die Hunde vorbei ist. An solchen Tagen sind die Hunde gleich viel ausgeglichener und sie schlafen schneller ein und vielleicht träumen sie ja von  viel, viel größeren Überraschungspaketen. Es soll aber auch Mitarbeiter geben, die nicht sehr begeistert von den Paketen sind, weil manche Hunde das Papier kurzerhand zerreißen und es entsprechend am nächsten Tag im Zimmer aussieht – aber ich denke, letztendlich sind unsere Mitarbeiter ja für die Hunde da und geputzt werden muss ja so oder so. 

So viel zum Tagesablauf. Nun zu den Zahlen. Auch im vergangenen Jahr kamen wieder viele Tiere in unsere Tierheime und Gnadenhöfe, aber es wurden auch viele Tiere vermittelt. Die Statistiken der einzelnen Häuser liegen diesem Bericht bei. Vergleicht man die Zahlen mit den Vorjahren, so zeigt sich, dass im Jahr 2006 die Tierzahlen etwas Rückläufig waren, in 2007 aber wieder mehr Tiere aufgenommen wurden als vermittelt werden konnten. Warum das so ist, dafür finde ich keine Erklärung. Auf jeden Fall ist es leider so, dass auf die Arbeit der Tierschutzvereine noch nicht verzichtet werden kann. Es gibt immer noch viel mehr zu tun, als uns allen lieb ist.

Vor allem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit muss noch ganz viel getan werden. Hier arbeiten wir das ganze Jahr über,  denn es ist oftmals erschreckend, wie wenig Gedanken sich die Menschen um Tiere machen, wenn es nicht gerade um den eigenen Hund oder die Katze geht. Was so alles in der Nutztierhaltung los ist und wie Tiere die der Lebensmittelgewinnung dienen ihr Leben verbringen müssen, das weiß kaum jemand. Aufklärung tut hier dringend Not. Hier darauf hinzuweisen, wie jeder einzelne mit seinem Verhalten als Käufer dazu beitragen kann, das Leid der Tiere zu vermeiden, das muss man einfach den Leuten sagen, zeigen oder manchmal anhand von drastischen Beispielen vor Augen führen. Wir werden im kommenden Jahr an diesem Punkt unsere Anstrengungen noch intensivieren und wir werden alles in unserer Möglichkeit stehende tun, um das Verständnis der Leute für Tiere zu vertiefen.

Auch im vergangenen Jahr hatte unser Verein wieder mehr zu tun als uns lieb war. Nahezu pausenlos waren unsere Einsatzfahrzeuge unterwegs um Tiere zu helfen, die in Not geraten waren. Viele Tiere entgingen dank unserer Hilfe dem sicheren Tod.

So kann ein Tätigkeitsbericht im Grunde nur die grobe Linie aufzeigen und einige wenige Vorkommnisse ausführlicher schildern. Wie in den vergangenen Jahren hatten wir  auch im abgelaufenen Jahr mehr als genug zu tun. Neben der reinen Tierschutzarbeit in unseren Tierheimen kamen auch noch einige Aufgaben in Zusammenarbeit mit unseren Partnervereinen dazu.

Neuhausen/Spree Januar, Januar 2011 

Markus Eyertt

 

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